Appendizitis oder harmlose Bauchschmerzen?
Blinddarmentzündungen – auch Appendizitis genannt – sind besonders bei Kindern im Schulalter relativ häufig. Jedes Jahr bekommen etwa 100 von 100 000 Menschen (also etwa 80 000 Personen in Deutschland) den Blinddarm entfernt (Appendektomie). Meist sind Kinder zwischen fünf und 19 Jahren von einer akuten Appendizitis betroffen, seltener Erwachsene und jüngere Kinder.

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Bei Kleinkindern ist die Diagnostik oft aufgrund der schwierigeren Kommunikation und darum ungenaueren Beschwerdeschilderung erschwert, weswegen in dem Alter eine Appendizitis oft erst sehr spät erkannt wird. Die Folge ist dann in vielen Fällen ein sogenannter Blinddarm-Durchbruch, der mit erheblichen Komplikationen verbunden sein kann. Daher sollten Eltern alle Warnzeichen kennen.
Blinddarm oder Appendix – was genau entzündet sich?
Die Bezeichnung „Blinddarmentzündung“ ist eigentlich gar nicht richtig. Das, was man „landläufig“ darunter versteht, ist eine Entzündung des sich an den Blinddarm wurmförmig anschließenden Appendix vermiformis oder Wurmfortsatz. Er ist wirklich wurmförmig (ähnelt sehr einem Regenwurm) und kann zwischen zwei und 15cm lang sein. Der Durchmesser beträgt in der Regel 0,5-1 cm, bei einer Entzündung kann er deutlich anschwellen. In dem Wurmfortsatz befinden sich viele Lymphfollikel – deswegen wird er in Anlehnung an die Rachenmandeln, die ebenfalls Teil des lymphatischen und damit des Abwehrsystems sind, auch als „Darmmandel“ bezeichnet.
Möglicherweise ist der Wurmfortsatz insbesondere in den ersten Lebensjahren bei der Ausbildung des Immunsystems von größerer Bedeutung. Darum sollte sie keinesfalls ohne triftigen Grund entfernt werden. Der Blinddarm selbst ist ein Teil des Caecums (Beginn des Dickdarms) und tatsächlich nur selten entzündet (das nennt man dann Typhlitis).

Appendizitis? Die Warnzeichen richtig deuten
Ist der Wurmfortsatz entzündet – dies kann zum Beispiel nach einer bakteriellen Infektion der Fall sein oder aufgrund von Kotsteinen oder Obstkernen, die sich im Appendix festsetzen – kommt es zu starken Bauchschmerzen, die meistens im Bereich des Bauchnabels beginnen und innerhalb weniger Stunden in den rechten Unterbauch wandern. Zudem besteht manchmal Fieber, oft Übelkeit und Erbrechen, gelegentlich auch Durchfall oder eine Verstopfung.
Bei Abtasten des Bauches ist die Region im rechten Unterbauch druckschmerzhaft (Ärzte bezeichnen das als positives „McBurney-Zeichen“), im linken Unterbauch kann ein Loslassschmerz bei tieferem Hineindrücken bestehen (positives „Lanz-Zeichen“). Anfänglich ist der Bauch noch weich, ist er hingegen ganz hart und überall druckschmerzhaft, ist das ein Zeichen für höchste Eile – dann ist auch schon das Bauchfell von der Entzündung mitbetroffen, der Appendix ist vermutlich bereits geplatzt. Aufrechtes Gehen ist dann kaum noch möglich. Sie sollten den Betroffenen so schnell wie möglich in die Notaufnahme einer Klinik bringen.
Gefahr bei Appendizitis: Blinddarm-Durchbruch
Unbehandelt kann ein geplatzter Wurmfortsatz (Blinddarm-Durchbruch) sogar tödlich sein: Eiter kann über die Bauchdecke in den Blutkreislauf gelangen und zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Ein Kind, das noch von einer Liege hüpfen kann und einen normalen Gang zeigt, hat jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit keine akute Appendizitis. Grundsätzlich gehört die Diagnostik einer Appendizitis unbedingt in die Hände eines Arztes. Manchmal können auch eine Blutuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung hilfreich beim Ausschluss sein. Wenn Sie also Sorge haben, Ihr Kind leide nicht nur an einer Magen-Darm-Verstimmung, sondern könnte eine akute Appendizitis haben, wenden Sie sich an ihren Hausarzt.
Manchmal entwickeln sich die Symptome auch erst mit der Zeit – also: auch, wenn der Arzt Entwarnung gibt, die Beschwerden sich aber weiter verschlechtern, scheuen Sie sich bitte nicht, erneut eine Untersuchung zu veranlassen.
Video: Diese 7 Tipps helfen bei Bauchschmerzen
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